Heute wird es etwas technisch. Ein Kollege wollte kürzlich wissen, welche Vorgaben es bei den verschiedenen Disziplinen wie Kino, TV, Funk gibt. Gemeint waren

a) die Lautstärke und Dynamik des Tons

b) der lauteste Pegel

Ich greife das mal schnell auf, um allen zu helfen, die auf die selbe Frage stoßen.

Laut, lauter, WERBESPOTS

Die Dynamik, also der Lautstärkeunterschied zwischen den lautesten und leisesten Stellen einer Tonspur, ist in der Tat nicht “genormt”. Hier gibt es nur sowas wie allgemeine Richtwerte, nach denen produziert wird. Fakt ist – und das ist ein sogenanntes “psychoakutisches Phänomen”, dass z. B. ein und das selbe Musikstück als subjektiv besser empfunden wird, wenn es lauter abgespielt wird. Diesen Effekt machen sich viele Tontechniker zu Nutze und versuchen dabei das Material so laut wie nur irgendwie möglich zu machen. In der Vergangenheit ist dadurch eine Art Lautstärke-Wettkampf entfacht worden, der letztlich kontraproduktiv ist. Denn je weniger Dynamik ein Musikstück hat, desto “platter” klingt es im Vergleich zur dynamischeren Variante.
In der Werbung gibt es aber praktisch keine Chance, an diesem Lautstärke-Wettbewerb vorbeizukommen. Es würde einfach (negativ) auffallen, wenn man zwischen all den brüllend lauten Spots der leiseste ist. Je öfter also der gute Pegelmesser auf den Maximalwert knallt, desto besser.

Welche Messlatte nimmst Du?

Um die ursprüngliche Frage nochmals aufzugreifen – es gibt in Deutschland das Institut für Rundfunktechnik (IRT). Hier wurden Pegelvorgaben entwickelt, um den Radio- und TV-Stationen einheitliche, technische Vorgaben seitens der Tonstudios zu gewährleisten. Die Geräte der Funkstationen sind permanent auf bestimmte Pegel eingestellt und man muss als Tonstudio dafür sorgen, dass hier die technische Abnahme nicht zum Stolperstein wird.

Bei TV-Anstalten gilt, dass die Videos als Digi-Beta in 48kHz übergeben werden. Dabei wird ein Pegelton von 1kHz mit einer Dauer von einer Minute VOR dem eigentlichen Material eingespielt. Dieser Pegelton ist auf -9dBFS (FS=Fullscale) einzustellen.

Im Funk gibt es zwei offizielle Vorgaben von Belang: Als DAT werden die Spuren in 44,1kHz (digital) oder 48kHz (analog) mit -9dBFS übergeben. Auch hier wird ein Pegelton von 1kHz mit einer Länge von einer Minute vor dem eigentlichen Material gesetzt. Nutzt man die CD als Datenträger, muss man das Material auf -0,1dBFS normalisieren und kann auf den Pegelton verzichten.

Inzwischen – also fernab von der Norm – hat sich bei Radiowerbung auch die MP3 etabliert. Hier empfehle ich eine Normalisierung von -0,2dBFS.

Zum Ende eine Frage in eigener Sache

Bei diesem Artikel ist mir glatt selbst aufgefallen, dass es für die obigen Szenarien Standards gibt…für das Web aber irgendwie…keins?! Wie pegelt ihr, wenn ihr Onlinevideos bearbeitet?